Für mehr Sichtbarkeit und eine homo-freundliche Politik in München
Es war kein fulminantes Ergebnis, aber immerhin der Auftakt für ein bisher in Europa einzigartiges kommunalpolitisches Konstrukt: 1996 erlangte die 1989 gegründete lesbischschwule Wahlalternative „Rosa Liste“ in München bei der Stadtratswahl mit 1,8% der Stimmen ein Mandat und stellte Thomas Niederbühl als Stadtrat. 2002 wurde Niederbühl, Geschäftsführer der Münchner Aids-Hilfe, im Amt bestätigt. Zusammen mit zwei
lesbischen Kolleginnen von SPD und Grünen sorgt er so seit zehn Jahren für mehr Sichtbarkeit von Lesben und Schwulen in der Kommunalpolitik und ihrer Belange. „Bayern ist nicht gerade das homofreundlichste Bundesland“, gibt Niederbühl zu, „aber Gott sei Dank ist München nicht repräsentativ für Bayern, und das ist auch mit unser Verdienst.“ Dafür musste der rosa Stadtrat teilweise hart kämpfen. Peter Gauweiler (CSU) tat gleich nach der Wahl 1996 kund, was er von dem Ganzen hält: „München wird regiert von einem Schwulen und zwei Ausländern!“ Überhaupt habe die CSU sich wohl während der zehn Jahre am meisten verbiegen müssen, gerade bei Lesbenthemen, so Niederbühl. Aber im Gegensatz zum Land wird München ja nach wie vor rot regiert, mit grüner und rosa Unterstützung. Mit OB Christian Ude versteht sich die „Rosa Liste“ daher meistens gut. Ude ist Schirmherr des hiesigen CSD und führte 2000 unter Regenbogen-Beflaggung am Marienplatz zum ersten Mal die Parade an. „Mittlerweile ist der CSD in Sachen Vielfalt gerne das Aushängeschild der Stadt“, bleibt Niederbühl aber distanziert-skeptisch. Besonders stolz ist er auf zwei andere von ihm „gepushte“ Projekte: ebenfalls 1996 die Gründung des Lesbenberatungszentrums „LeTRa“ („Lesbentraum“) inklusive schrittweiser Erhöhung der Fördergelder für das Projekt, und die Gründung der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen bei der Stadt. „Damit haben wir die städtische Verwaltung geknackt“, so Niederbühl. „Mit der Koordinierungsstelle als Institution sind seit 2002 Kontinuität und ein regelmäßiger Austausch über schwullesbische Belange gewährleistet.“
Auch „LeTRa“ hat Niederbühl zu mehr Wahrnehmung und Vernetzung verholfen. Einst ein unauffälliges Hinterhof-Dasein fristend, ist die Beratungsstelle 2000 ins Herz der Szene, ins Glockenbachviertel, und in unmittelbare Nachbarschaft zu den schwulen Einrichtungen gezogen. Drei sehr engagierte Mitarbeiterinnen teilen sich zwei Vollzeitstellen, unterstützt von vielen Ehrenamtlichen. „Die ersten Räume waren wenig sichtbar. Jetzt können wir außerdem die nötige Unauffälligkeit gewährleisten: Für nicht-oute Frauen gibt’s den Nebeneingang“, erklärt Rita Braaz, eine der drei Hauptamtlichen. Der Beratungsbedarf ist indes über die zehn Jahre trotz aller Sichtbarkeit für Lesben nicht gesunken: „Es hat sich ein bisschen geändert durch das Partnerschaftsgesetz - Verpartnern und binationale Paare sind große Themen - , ansonsten gibt’s nach wie vor die Klassiker ‚Unsicherheit mit der lesbischen Identität’, Coming-out, Akzeptanzprobleme in Familie und am Arbeitsplatz und leider auch Gewalt in Beziehungen“, so Braaz. „Wir können mit den schwulen Institutionen und der Koordinierungsstelle im Vergleich zu anderen Städten strukturell super zusammenarbeiten. Negativ aber ist, dass es dennoch viel Diskriminierung gibt und Homosexualität oft vorwiegend als männliche wahrgenommen wird.“ Aber für die nächsten zehn Jahre sollen ja auch noch Herausforderungen übrig bleiben. Zumindest bis 2008, so lange die „Rosa Liste“ noch im Rathaus vertreten ist.

Auch „LeTRa“ hat Niederbühl zu mehr Wahrnehmung und Vernetzung verholfen. Einst ein unauffälliges Hinterhof-Dasein fristend, ist die Beratungsstelle 2000 ins Herz der Szene, ins Glockenbachviertel, und in unmittelbare Nachbarschaft zu den schwulen Einrichtungen gezogen. Drei sehr engagierte Mitarbeiterinnen teilen sich zwei Vollzeitstellen, unterstützt von vielen Ehrenamtlichen. „Die ersten Räume waren wenig sichtbar. Jetzt können wir außerdem die nötige Unauffälligkeit gewährleisten: Für nicht-oute Frauen gibt’s den Nebeneingang“, erklärt Rita Braaz, eine der drei Hauptamtlichen. Der Beratungsbedarf ist indes über die zehn Jahre trotz aller Sichtbarkeit für Lesben nicht gesunken: „Es hat sich ein bisschen geändert durch das Partnerschaftsgesetz - Verpartnern und binationale Paare sind große Themen - , ansonsten gibt’s nach wie vor die Klassiker ‚Unsicherheit mit der lesbischen Identität’, Coming-out, Akzeptanzprobleme in Familie und am Arbeitsplatz und leider auch Gewalt in Beziehungen“, so Braaz. „Wir können mit den schwulen Institutionen und der Koordinierungsstelle im Vergleich zu anderen Städten strukturell super zusammenarbeiten. Negativ aber ist, dass es dennoch viel Diskriminierung gibt und Homosexualität oft vorwiegend als männliche wahrgenommen wird.“ Aber für die nächsten zehn Jahre sollen ja auch noch Herausforderungen übrig bleiben. Zumindest bis 2008, so lange die „Rosa Liste“ noch im Rathaus vertreten ist.
newreads - 28. Aug, 21:07