F a r b s p i e l e
Blau machte sich aus dem Staub und knallte in Gelb. Zusammen machten sie im Park Grün und hatten Spaß dabei. Abwechslung im Alltag.
„Technical Overkill“ würde Lila das nennen. Doch jetzt hatte sie keine Zeit. Heute abend wollte sie es den Feministinnen mal so richtig zeigen!
Rosa stand in seiner neu gefundenen Unschuld vorm Spiegel und band sich die Krawatte, als Hellblau ins Schlafzimmer hereinplatzte und unverzüglich sein Recht einforderte.
Diese Probleme waren Schwarz fremd. Viel wichtiger war doch die Frage, wie die eigene Identität wieder genesen könnte. Ein ambiguistischer Spagat zwischen extra-vaganter Noblesse und eintöniger Langeweile war auf Dauer gesehen einfach zu anstrengend – und schlecht fürs Image. Die beiden großen Herren namens Sartre und Camus, die sich sicherlich für ersteres entschieden hätten, waren leider tot und konnten sich somit dem Ansehen von Schwarz nicht mehr erkenntlich zeigen.
Sah er sich samstags abends im Theater oder bei den beliebten Gala-Diners an den Körpern abertausender Frauen, so fand er das doch auch irgendwie schick – sofern die Körper gut geformt waren.
Hellblau mußte Rosa schließlich helfen, die Krawatte zu binden. Wie hätte er es auch alleine schaffen sollen, als typische Baby- und Jungmädchenfarbe?!
Rot hingegen hatte es gründlich satt, die Femme fatale zu spielen, die sie nun wirk-lich nicht war. Mausgrau zog sie sich in ein dunkles Loch zurück.
Das strahlende Gelb hatte Blau zuvor den Tag versüßt, dafür aber jetzt den Ärger am Hals und strahlte nicht mehr. Sie sah keine Möglichkeit, Grün loszuwerden: Es mischte sich so schlecht im Kindergarten.
Aus dem Kindergartenalter war Braun hingegen längst raus. Er hatte sich schon da-mit abgefunden (und war sicherlich inzwischen sehr stolz darauf), sich überwiegend auf Regalen, Sesseln, Couchgarnituren, kurz, sämtlichen Inneneinrichtungen wieder-zufinden. Doch mittlerweile sah er sich mehr und mehr auf sein Altenteil abgescho-ben. Selbst beim Outfit gediegener Pfeifen für „den richtigen Mann“ zog man nun mitunter poppigere, neue Farbkreationen vor.
Ganz eitel und modebewußt nutzte Pink diesen Vorteil und konnte sich auf arrogante Art und Weise stets in den Vordergrund spielen, was Grün veranlaßte, auf Weiß‘ Un-schuld neidisch zu werden, der wiederum die Hoffnung nicht aufgab, Rosa könne sich von eben dieser, die er sich so gar nicht mädchenhaft angemaßt hatte, wieder trennen.
Währenddessen trugen die Menschen noch lange Zeit Farbspiele aus, roppten Kli-schee nach Klischee und Image hinter Image. Die Farben hingegen sehnten sich nach einer Herrschaft der Blinden.
„Technical Overkill“ würde Lila das nennen. Doch jetzt hatte sie keine Zeit. Heute abend wollte sie es den Feministinnen mal so richtig zeigen!
Rosa stand in seiner neu gefundenen Unschuld vorm Spiegel und band sich die Krawatte, als Hellblau ins Schlafzimmer hereinplatzte und unverzüglich sein Recht einforderte.
Diese Probleme waren Schwarz fremd. Viel wichtiger war doch die Frage, wie die eigene Identität wieder genesen könnte. Ein ambiguistischer Spagat zwischen extra-vaganter Noblesse und eintöniger Langeweile war auf Dauer gesehen einfach zu anstrengend – und schlecht fürs Image. Die beiden großen Herren namens Sartre und Camus, die sich sicherlich für ersteres entschieden hätten, waren leider tot und konnten sich somit dem Ansehen von Schwarz nicht mehr erkenntlich zeigen.
Sah er sich samstags abends im Theater oder bei den beliebten Gala-Diners an den Körpern abertausender Frauen, so fand er das doch auch irgendwie schick – sofern die Körper gut geformt waren.
Hellblau mußte Rosa schließlich helfen, die Krawatte zu binden. Wie hätte er es auch alleine schaffen sollen, als typische Baby- und Jungmädchenfarbe?!
Rot hingegen hatte es gründlich satt, die Femme fatale zu spielen, die sie nun wirk-lich nicht war. Mausgrau zog sie sich in ein dunkles Loch zurück.
Das strahlende Gelb hatte Blau zuvor den Tag versüßt, dafür aber jetzt den Ärger am Hals und strahlte nicht mehr. Sie sah keine Möglichkeit, Grün loszuwerden: Es mischte sich so schlecht im Kindergarten.
Aus dem Kindergartenalter war Braun hingegen längst raus. Er hatte sich schon da-mit abgefunden (und war sicherlich inzwischen sehr stolz darauf), sich überwiegend auf Regalen, Sesseln, Couchgarnituren, kurz, sämtlichen Inneneinrichtungen wieder-zufinden. Doch mittlerweile sah er sich mehr und mehr auf sein Altenteil abgescho-ben. Selbst beim Outfit gediegener Pfeifen für „den richtigen Mann“ zog man nun mitunter poppigere, neue Farbkreationen vor.
Ganz eitel und modebewußt nutzte Pink diesen Vorteil und konnte sich auf arrogante Art und Weise stets in den Vordergrund spielen, was Grün veranlaßte, auf Weiß‘ Un-schuld neidisch zu werden, der wiederum die Hoffnung nicht aufgab, Rosa könne sich von eben dieser, die er sich so gar nicht mädchenhaft angemaßt hatte, wieder trennen.
Währenddessen trugen die Menschen noch lange Zeit Farbspiele aus, roppten Kli-schee nach Klischee und Image hinter Image. Die Farben hingegen sehnten sich nach einer Herrschaft der Blinden.
newreads - 3. Sep, 16:35


