ca. 16 Umzugskartons (14 à 65 l, 2 größer)
ein Stuhl ohne Armlehnen
ein Korbsessel mit Armlehnen
ein Schreibtisch (Platte abnehmbar, nicht länger als 1,60 m)
ein Fernseher
ein Fernsehtisch, Seitenlängen nicht über 1 m
drei Bücherregale, zerlegbar
eine Kommode
eine Teekiste
eine Stereoanlage
ein Fahrrad
zwei große Pflanzen über 1,50 m und eine kleine
Kleinkram und Elektronik wie Drucker, Scanner, Posterrollen, kleines Kofferradio, Bilder (nicht über 1 m), 5 Din A 4-Zeitschriftensammelboxen, 6 Din A 4-Ordner, ein kleiner Karton mit CDs (Umfang ca. 20 l)
Bettzeug plus 3 Kissen
Wäschebehälter (nicht höher als 0,80 m)
ein Wäschekorb mit zerbrechlichen Küchensachen
ein Deckenfluter
newreads - 30. Okt, 20:53
Sie kommt an und ist erstmal erschlagen. Dies ist nicht die Stadt, um einsam zu sein, und doch hat sie das Gefühl, in der Anonymität untergehen zu müssen.
Bahnhof Zoo, nichts ist hier mehr so, wie Christiane F. es in ihrem Buch beschrieben hat. Rein in die U-Bahn, aber von Ausatmen kann nicht die Rede sein. „Das wär‘ dem Joschka Fischer nicht passiert!“ hört sie eine Frau mit fetter Einkaufstasche und Dutt sagen. Sie verrenkt sich den Kopf, um am Fahrplan an der Decke ihre Station aus-findig zu machen. Heimat für eine Woche, geistige Heimat für vielleicht länger.
Der ganze Potsdamer Platz ist eine riesengroße Baustelle, geh‘ da ja nicht hin, wur-de sie gewarnt. Natürlich geht sie hin. Schaut sich die ganzen Amis und Schulklas-sen an, die in den Infoturm rennen und sich die Architekturmodelle ansehen. Fühlt sich befremdet, kann noch nicht mal mit einer Menschenseele reden. „Sorry, are you using this computer?“ wird sie gefragt und bemerkt, daß sie genau vor dem Internet-Terminal von Siemens steht. Nein, sie weiß niemanden, dem sie jetzt eine E-Mail schicken möchte. Hallo, schöne Grüße von Heimatlos in Berlin vielleicht? Nein. Sie geht wieder.
Am Hamburger Bahnhof leuchten die Neonröhren von Flavin. Gerne würde sie die mal nach Kreuzberg verfrachten, weil da seit den Studentenrevolten nichts mehr los ist. „Man sollte lieber alte, zerbrochene Gebäude beleuchten“, sagt sie zu dem Ange-stellten hinter der Kasse, doch der reagiert darauf nicht, sondern will immer noch den Eintrittspreis von sechs Mark haben. Sie geht also rein. Sieht sich Pippilotti Rist an. Groteske Bilder und apokalyptische Musik inszenieren die Wirklichkeit. Vielleicht ist auch die Inszenierung Wirklichkeit und ihre Gedanken der Film, wer weiß das schon so genau?
Filmriß. Die Realität hat ihren Wirklichkeitsanspruch verwirkt. Wieder in der U-Bahn, hört sie zwei Professoren über eine kombinatorische Megamaschine diskutieren. „Die Befreiung der Buchstaben ist eine idealistische Werbemetapher!“ sagt der eine und erzürnt damit den anderen. Sie versteht nichts, nichts von dieser Stadt, und weiß, als sie aussteigt nicht, warum sie sich dem Objekt assoziativ verhalten soll.
Objekt Erlebnis. Berlin besteht aus lauter kleinen Gesprächen, so scheint ihr, die man mit den unterschiedlichsten Leuten an den unterschiedlichsten Orten führen kann. Am zweiten Tag hat sie schon ein Stück Großstadtidentität erlangt. Stadtteil-Gesprächsfetzen formen die anfängliche Sinnlosigkeit durchaus logisch zu einer Hauptstadt-Therapie, der sie leider ins Netz gegangen ist. Sie weiß es, kann sich aber nicht wehren. Egal, denkt sie, Hauptsache, es macht das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen verschwinden. Für das viele Grün in dieser Stadt hat sie kein Auge. Wenn sie jemand anlächelt, was auch nur aus Versehen passieren kann, lä-chelt sie nicht zurück. Sie hat Angst, den heiligen Rhythmus zu durchbrechen: U-Bahn-fahren, aussteigen, ein Stück laufen, suchen, nicht finden, essen, wieder U-Bahn-fahren, aussteigen, schlafen, essen, U-Bahn-fahren, suchen, nicht finden,...
Sie merkt, wie sie auch langsam sich selber verliert. Diese Stadt ist so groß, daß man nichts dagegen hat, wenn einem der Drang nach Individualität entgleitet. Man rutscht wirklich leicht in die Anonymität. Das hätte sie vor einer Woche noch nicht geglaubt.
Am dritten Tag findet sie die Gespräche in der U-Bahn nicht mehr interessant. Schweigen ist manchmal besser als tausend Worte. Aber kann man denn in einer Großstadt den Menschen finden, mit dem man zusammen schweigen kann? Sie be-zweifelt es.
Ständig hat sie das Gefühl, etwas zu verpassen in diesem überdimensionalen Be-tonpfeiler. Tagsüber auf den Straßen ist es besonders schlimm. Da ist sie mit ihren Gedanken alleine. Die Therapie wirkt. Die Maschine Mensch weigert sich aber, lü-ckenlos zu funktionieren.
Die „Volksbühne“ im Tacheles hat nichts mit der Schlingensief-Volksbühne zu tun. Das Gartenlokal im Innenhof, oder was davon übrig ist, erscheint ihr weniger einla-dend. Bunte Eiseskälte. Wo sind die festen Bilder in ihrem Kopf, die sie vorher von all diesen Plätzen hatte? Sie zieht die Postkarte mit dem Tacheles-Bild aus der Tasche, aber auch darauf sind die Graffiti jetzt verblaßt. Erinnerung verblaßt eben, denkt sie, jetzt bloß nicht sentimental werden. Es ist der vierte Tag und sie hat immer noch niemand kennengelernt, der ihr wirklich gefällt. Noch nicht mal sich selbst.
„Heute habe ich mich aus der Natur gesprengt“, dieser Textfetzen eines deutschen Diskursrocksongs fällt ihr ein, als sie das Spargel-Mädchen mitten im Baugebiet am Bahnhof Friedrichstraße sitzen sieht. Gut betuchte und vor allem gut geschminkte ältere Frauen tragen Edeltüten mit echter Kordel und vielsagenden Aufschriften an ihr vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Das Anpreisen hat das Mädchen schon längst gelassen, als sie merkte, daß es einfach lächerlich ist.
Rund um die Baustelle befindet sich schon die ganze Auflage der „Morgenpost“ im Rinnstein. Wer braucht schon gebrauchte Nachrichten? Sie gebraucht lieber brauch-bare Nachrichten und geht daher weiter. Sie möchte keine Gefangene dieser Stadt sein. Als am Potsdamer Platz die Flutlichtanlage eingeschaltet wird und die Schicht wechselt, weiß sie, daß dieser Tag endlich um ist.
Am sechsten Tag kann sie sich nicht mehr daran erinnern, wie man das Wort „Be-geisterung“ buchstabiert. Hätte man ihr vorher gesagt, daß das eigentliche, immer wiederkehrende Motiv des Berliner Alltags das U-Bahn-Fahren ist, so wäre sie nicht gekommen. Ein ständig gleichbleibendes Rattern und das „Pffffft!“ der sich selbsttätig schließenden Türen wäre genauso gut gleichzusetzen gewesen mit dem gleichmäßi-gen Schnarchen ihres schlafenden Opas, der alle fünf Minuten aufgeschreckt Luft holt. Daran denkt sie, als sie wiedermal in der U2 Richtung Ruhleben sitzt. Ihr Blick fällt auf das junge Pärchen gegenüber. Wie zärtlich sie noch miteinander umgehen. Wie lange wohl noch? Vielleicht schaffen sie es aber auch zusammen, trotz der Großstadt. Er hält sie ganz fest in den Armen. Wahrscheinlich hat er Angst. Sie sieht aus, als hätte sie schon zwei Beziehungen hinter sich sowie eine beste Freundin, die in sie verliebt war.
Ihre Gedanken führen sie zurück zu ihrem Opa. Sie stellt sich vor, wie er mit überdi-mensionalen Lippen beim Luftschnappen gleich den Bahntüren die täglichen Tau-send verschlingt, die durch sie hindurch müssen, um sich zur Arbeit, zur großen Lie-be, in die Gedankenlosigkeit oder einfach nirgendwohin bringen zu lassen. Und plötzlich muß sie lachen. Laut lachen, was man in der U-Bahn besser vermeiden soll-te, das hat sie schon gelernt in den fünf Tagen Berlin. Und als sich alle Leute nach ihr umdrehen und das Pärchen in seiner Ecke sie mit großen Augen entsetzt ansieht, da weiß sie, daß sie sich selbst gefunden hat. Ich hoffe, ich habe Post, wenn ich nach Hause komme, denkt sie. Nach Hause kommen, das kann man in Berlin lernen.
Mai 1998
newreads - 30. Okt, 20:51
... ich bin sehr froh, dass sich die Rundfunkgebühr für den internetfähigen PC ab 2007 durchgesetzt hat.
Wie überhaupt die Rundfunkgebühr eine ganz prima Sache ist. Ich zahle die sehr gerne, weil
ich es natürlich begrüße, dass man sich erstmal nicht leichtfertig von jemandem wie Hagen Boßdorf trennt, wenn da kleinere Verfehlungen bekannt werden.
ich ein sehr großer Fan von Florian Silbereisen bin und keine seiner Sendungen verpasse, schließlich ist er fast genauso alt wie ich und ich damit in seiner Zielgruppe, wenn ich das Senderkonzept und die Programmstrukturen an dieser Stelle richtig verstanden habe.
ich es auch für völlig richtig halte, Exklusivverträge mit einem Sport-Ausnahmetalent wie Jan Ullrich zu machen, weil einem sonst die Privaten ja alles wegschnappen würden.
ich auch sehe bzw. höre, dass Ihr BR-Zündfunk auf gar keinen Fall so weit ist, als eigenständige Jugendwelle im digitalen Radio ausgebaut werden zu können.
ich es auch sehr rühmlich und mutig finde, dass die ARD im Gegensatz zu anderen öffentlichen Institutionen eine Frau in der Führungsebene hat, sich aber sonst vor allem altersdurchschnittsmäßig an die öffentliche Verwaltung in Deutschland anpasst. Man muss ja nicht gleich übertreiben.
ich als Christin nichts dagegen habe, ach, was sage ich, ich es für unerlässlich halte, den Papstbesuch mit über 60 Stunden kritischer Live-Berichterstattung angemessen zu behandeln.
ich mir ziemlich verrucht und kriminell vorkomme, wenn einmal im Jahr die Jungs Ihrer Subfirma GEZ vor der Tür stehen und in bester Schimanski-Manier meine Verkabelungen und Zeitschriften-Abonnements überprüfen wollen. Da kommt richtiges Bronx-Feeling auf!
ich Ihren GEZ-Werbespot „Ich seh’ schwarz – Ich weiß“ sowohl rhetorisch als auch optisch so ziemlich das Beste finde, was in den letzten Jahren zum Thema Toleranz und Integration veröffentlicht worden ist.
weil ich, wenn es bei Ihnen wie in allen ARD-Anstalten nun immer enger wird, dann wenigstens bei „ScheinBerlin“ arbeiten kann, die als einzige von dem Marienhof-Schleichwerbeskandal zu profitiert haben scheint.
Sie werden sicher verstehen, dass ich das hier jetzt blogge, weil…. na, nächstes Jahr kann ich mir das als Freiberuflerin nicht mehr leisten.
newreads - 30. Okt, 20:34